Ein besonders gemeines und ungeschicktes Manöver gewisser Anti-Situationisten

Des öfteren mussten wir in dieser Zeitschrift auf Leute aufmerksam machen, die sich hier und dort als S.I.-Mitglieder ausgaben, indem sie dabei doch ihre wirkliche Identität behielten - ein Fall also, der meistens im Rahmen einer ziemlich harmlosen Lügenhaftigkeit blieb. Heute müssen wir aber alle revolutionären Elemente, die uns kennen sollten, auf eine ernstlichere Affäre aufmerksam machen, die außerdem über Methoden und Absichten ihrer verantwortlichen Urheber recht aufschlussreich ist.

Im Sommer 1968 hat sich ein Schwindler in Italien vielen Leuten als der Situationist Mustapha Khayati vorgestellt. So konnte er bei einigen von denen, die glaubten, mit Khayati zu sprechen, Informationen über deren Tätigkeit in Frankreich während der Bewegung der Besetzungen einholen. Mit verschiedenen Mitteln hat er andererseits versucht, die S.I. zu kompromittieren: zuerst durch seine eigenen elenden Erklärungen und seinen Umgang, von denen er behauptete, wir würden sie billigen; mit anderen Gesprächspartnern durch einige Angriffe gegen die Situationisten, wobei er sich immer noch hinter Khayatis Namen versteckte, von dem er dann erzählte, er hätte mit der S.I. gebrochen, deren ‘Führer’ er vorher gewesen sei (so hätte er z.B. unter Vaneigems Namen das ‘Handbuch der Lebenskunst’ verfasst usw.)

Der Schwindler war bei dem anarchistischen Kongress in Carrara mit einer cohn-benditschen Gruppe aus Nanterre zusammen. Dann ging er zur Zeit der Biennale nach Venedig. Dasselbe Individuum gehörte beim UNEF-Kongress in Marseille Ende November zur Delegation von Nanterre, bei dem er sich vorsichtiger verhielt. Als er dort von Delegierten aus Bordeaux gefragt wurde, erklärte er ihnen, Khayati sei nur der zweite Teil seines Namens, dessen Anfang anders lautete. Als er kurz danach einen Delegierten aus Nantes traf, wagte der Kerl nicht mehr zu sagen, dass er überhaupt Khayati hieße, sondern stellte sich bloß als ein ‘Wütender’ aus Nanterre vor. Da er gefragt wurde, ob er in derselben Gruppe wie Riesel gewesen sei, verneinte er das, fügte aber hinzu, dass er ‘objektiv’ auf denselben Positionen stehe. Anfang Januar war dieser merkwürdige Emissär wieder in Rom, wo er sich weiter als Mustapha Khayati ausgab.

Überall dort, wo dieser Ausführende einer Politik, die alle Revolutionäre gebührend beurteilen werden, es für unmöglich hielt, glauben zu lassen, er vertrete wirklich die S.I. innerhalb der Bande der Ex-’Bewegung des 22.März’, zu der er offen gehörte, hat er lieber eine andere Lüge benutzt, deren Funktion gleichfalls aufschlussreich ist. Er hat behauptet, er sei im Mai von der S.I. zurückgetreten, “da sich die S.I. zu dieser Zeit enthaltend verhalten hatte”, so dass “die Kritik des Spektakels selbst spektakulär geworden war” usw.

Die Ideen und das Vorhandensein der S.I. müssen gewisse Streber in der gauchistischen Bürokratie stark quälen, und sie müssen sehr unfähig sein, diesen die geringste wirkliche Kritik entgegenzusetzen, wenn sie sich mit solchen Handlungsweisen behelfen. Sie haben sich nichts Besseres ausgedacht, um endlich zu ‘beweisen’, dass irgendein Teil der S.I. einmal an ihrer erbärmlichen Vereinigung teilgenommen hat, wie sie es den Journalisten hundertmal zu verstehen gegeben haben.

Wir können jetzt bestätigen, dass der Schwindler ein gewisser Mustapha Saha ist, der zur Zeit in Nanterre studiert und Marokkaner sein soll. Trotz des unbestreitbar polizeilichen Stils dieser Identitätsusurpation und Spioniererei unter Revolutionären glauben wir nicht, dass der genannte Saha für die französischen bzw. marokkanischen Behörden als Spitzel und Denunziant tätig gewesen ist. Die in jedem Fall nachprüfbare Wirklichkeit ist noch viel erstaunlicher: es handelt sich eigentlich um einen Agenten der Gruppe, die im Mittelpunkt der ‘Bewegung des 22.März’ stand und jetzt, nachdem ihre Grüppchenverbündeten sich wieder den Organisationen angeschlossen haben, zu denen sie wirklich gehören, unter der Führung eines gewissen Jean-Pierre Duteuil fortbesteht.

Immer wieder hinter ihrer Epoche zurück, nehmen diese Taktiker die Methoden zum Vorbild, die während der stalinistischen Zerstörungsphase der revolutionären Bewegung benutzt worden sind. Jetzt aber, wo diese Bewegung sich neu zu bilden beginnt, weiß sie, dass die Praxis der Wahrheit das einzige Gebiet ihrer Existenz und ihr historischer Zweck zugleich ist. Alle, die dabei sind, sich an ihr zu beteiligen, werden selbstverständlich Duteuil, Saha und Konsorten boykottieren.