Über die Repression

Im gauchistischen Wortschatz des Jahres 1968, der grundsätzlich rückständig ist, aber dadurch der Wirklichkeit immer wieder um einen Grad voranging, wenn es sich darum handelte, diese mit einer archaischen Situation zu identifizieren, wurde die Polizeiaktion ‘Repression’ genannt, wenn sie auf die Wiedereroberung der von den Aufständischen besetzten und reichlich mit Barrikaden versehenen Straßen losmarschierte. Diese Empörung schmeckte immer noch nach der sehr zu unrecht moralisierenden alten Linken zur Zeit der ehrfurchtsvollen Petitionen. Als dann Mitte Juni mit der echten Repression begonnen wurde - die zum Glück sehr begrenzt blieb gegenüber dem, was gemacht worden war - klagten dieselben sofort laut über Faschismus.

Übrig bleibt, dass gauchistische Gruppen damals aufgelöst wurden. Außer der ‘Bewegung des 22.März’, die als Sammelgruppe für alle Rand- und Sonderströmungen angesehen wurde (glücklicherweise zu unrecht), waren alle aufgelösten Gruppen leninistischer (die Trotzkisten sind nichts anderes) bzw. stalinistischer Art (die Maoisten sind nichts anderes).

Die Position der S.I. in diesem Punkt ist ganz klar: selbstverständlich verteidigen wir im Namen unserer Grundsätze die Rede- und Versammlungsfreiheit dieser Leute, obwohl sie uns diese Freiheit im Namen ihrer eigenen Prinzipien verweigern würden, wenn sie eines Tages die Mittel dazu hätten.(Fügen wir hinzu, dass wir es für unrevolutionär halten, wenn sie die gaullistische Polizei dazu auffordern, eine faschistische Gruppe wie ‘Occident’ aufzulösen und sich zu einem solchen ‘Erfolg’ beglückwünschen).

Während des Abflauens der Bewegung wurden Sprengstoffattentate begangen. Arbeiter aus Bordeaux sind deswegen verurteilt worden, ohne dass die revolutionären ‘Studenten’ sich im geringsten sichtbar mit ihnen solidarisch erklärt haben. Sechs Monate später wurde André Destouet in Sprengstoffattentate gegen einige Pariser Banken verwickelt. Wenn man die Sache vom Standpunkt der Strategie der sozialen Kämpfe aus betrachtet, muss man zunächst sagen, dass man nie mit dem Terrorismus spielen sollte. Ferner ist sogar ein ernsthafter Terrorismus historisch immer nur dort wirksam gewesen, wo jede andere Form der revolutionären Aktivität durch eine vollständige Repression unmöglich gemacht wurde und folglich nennenswerte Bevölkerungsschichten dazu gebracht wurden, für die Terroristen Partei zu ergreifen. Die Persönlichkeit dessen, der die ganze Verantwortung für die betreffenden Attentate auf sich genommen hat, Elisée Georgev, macht es jedoch möglich zu behaupten, dass diese Aktionen von der echten Absicht gelenkt waren, der Sache der Ausgebeuteten dienlich zu sein, so dass diejenigen Gauchisten, die in diesem Fall von ‘polizeilicher Provokation’ gesprochen haben, die endgültige Verachtung aller Revolutionäre verdienen.

Obwohl fast alle Gerichtsverfahren, die sich auf Verbrechen und Delikte im Zusammenhang mit der Bewegung vom Mai 68 bezogen, durch die Amnesie vom Juni 1969 eingestellt worden sind, werden bekanntlich die damals auf dem Verwaltungswege ausgewiesenen Ausländer (u.a. Daniel Cohn-Bendit), die nie angeklagt worden sind, nicht von dieser Amnestie betroffen. Ihr unbedingtes Recht zu einer Rückkehr nach Frankreich zu fordern - gewiss nicht durch jammernde Beschwerden, sondern durch jede mögliche direkte Aktion - sollte das unmittelbare Ziel aller Gruppen sein, die meinen, dass sie zur Zeit imstande sind, eine Fakultät oder irgendeinen anderen Sektor ‘lahmzulegen’.